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2022-02-18 06:59:10, Jamal Tuschick

„Aber jedenfalls ist es ein Vergnügen, leutselig zu sein.“ Ilse Aichinger in einem Brief vom 22. August 1950 an Ingeborg Bachmann

Verliebte Förmlichkeit

Man ist noch beim Sie und ganz förmlich. Angetörnt unterschreibt Ilse Aichinger mit „Ihre Sappho“. Da ist sie auf Lesbos im Urlaub, während Günter Eich halbwegs daheim „dionysisch“ verfasste Gedichte schreibt. Der Brief aus dem Jahr 1952 vibriert von dem Wunsch nach Nähe, obwohl der Grad der Bekanntschaft einen distanzierten Duktus nahelegt. Man ist im direkten Umgang noch nicht weit genug gegangen.

Dann sind die Schranken abgebaut. Es gibt ein gemeinsames Wir, dass sich Ingeborg Bachmann gravitätisch zuwendet; einmal auch so, wie heute gewiss nicht mehr:

„Verzeih, daß ich Frau Dr. statt Fräulein geschrieben habe“, schreibt Eich auf eine Ansichtskarte, die als gemeinsamer Gruß künftiger Eheleute kursiert. Die Verlobten erklären Ingelein zur jüngeren und in jedem Fall schützbedürftigen Verwandten. Eich gibt den väterlichen Bruder.

Schreiben als absonderliche Existenzform

“Write it, damn you, write it! What else are you good for?” James Joyce

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„Die zunehmende Beschleunigung der Wahrnehmung führt zum Realitätsverlust.“ Heiner Müller

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„Meine Existenz ist eine andere, ich existiere nur, wenn ich schreibe, ich bin nichts, wenn ich nicht schreibe, ich bin mir selbst vollkommen fremd, aus mir herausgefallen, wenn ich nicht schreibe … Es ist eine seltsame, absonderliche Art zu existieren, asozial, einsam, verdammt, es ist etwas verdammt daran.“ Ingeborg Bachmann

Die richtige Ruhe

Für gefährlich hält sie das Bad in der Menge des Kulturbetriebs. Man müsse für sich bleiben. Das postuliert die 1921 geborene Ilse Aichinger 1949. Sie überragt ihre Generation und firmiert als wichtigste österreichische Autorin der unmittelbarsten Nachkriegsgegenwart. Aichinger nimmt die fünf Jahre jüngere, zu ihr aufschauende Ingeborg Bachmann unter die Fittiche. Sie bestimmt Bachmann zum „dritten Zwilling“ in einer Union mit ihrer Schwester Helga. Aichinger sorgt sich um Bachmanns lyrisches Debüt „Die gestundete Zeit“. Es erscheint „1953 in der von Alfred Andersch herausgegebenen Buchreihe Studio Frankfurt bei der Frankfurter Verlagsanstalt“ (Wikipedia).

„Wärst du dafür, daß ich mit Frau Bermann wegen Frankfurt über Dich spreche, d. h. frage, ob es eine Möglichkeit gibt - schreibe mir drüber.“

„Brigitte Bermann Fischer (1905 - 1991) war eine deutsche Verlegerin, Schriftsetzerin und Kalligraphin. Sie war die älteste Tochter des Gründers des S. Fischer Verlags Samuel Fischer und übernahm nach dessen Tod, gemeinsam mit ihrem Ehemann Gottfried Bermann Fischer, die Geschäftsführung des Verlags.“ Wikipedia

Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger, Günter Eich: „halten wir einander fest und halten wir alles fest!“, Briefe, herausgegeben von Irene Fußl und Roland Berbig, mit einem Vorwort von Hans Höller, Salzburger Bachmann-Edition Suhrkamp, 40,-

Der Ton ist innig. Es herrscht Hochstimmung. Jederzeit dringend bleibt die Verbindung über ihre Keimzeit hinaus. Trotzdem fehlt manchmal „die richtige Ruhe“ zum Schreiben. Am 20. Mai 1951 nimmt Aichinger vorlieb mit einem „lächerlichen Kouvert“, da sie nichts anderes zur Hand hat, um dem starken Verlangen zu genügen, „Ingelein“ zu schreiben. Dies geschieht in einem Zuhause, das in Anführungszeichen steht.

„Ingelein, Liebes, ich schreibe auf diesem lächerlichen Kouvert, weil ich, als ich eben nach Hause kam, nichts anderes fand und Dir doch unbedingt heute noch schreiben möchte!“

Verfeinerte Trümmerliteratur/Das Desaster von Niendorf

Im selben Monat begegnet Ilse Aichinger Günter Eich bei einer Tagung der Gruppe 47. Man weiß nicht, wie wohl sich Aichinger unter den alternden Hitlerjungen und Knobelbecherveteranen der Gruppe 47 fühlte.

Aichinger adelt Eich. Dessen Legende von der inneren Emigration bleibt weitgehend unbeanstandet. Eich stellte 1933 als Märzgefallener einen Aufnahmeantrag in die NSDAP und unterfiel dem Aufnahmestopp.

„Politischer Opportunismus oder die vermeintlich notwendige Sicherung der familiären und beruflichen Existenz trieben Hunderttausende Märzgefallene in die Partei der Sieger. Die Führung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) sah sich daher gezwungen, am 1. Mai 1933 eine Aufnahmesperre in Kraft zu setzen.“ Quelle

Hans Werner Richter vergleicht Paul Celans Vortragsweise mit dem „Singsang … in der Synagoge.“ Quelle

Richter äußert sich noch viel übler. Der Antisemitismus bricht durch. Ich sehe sie mit ihren Förmchen im Strategiesandkasten der Harmlosigkeit. Die Kahlschläger SS-Günter G., Möchtegern-NSDAP-Günter E. und Alfred A., der sich wegen der Karriere von seiner jüdischen Frau scheiden ließ. In dieser Betrachtung irrlichtern Martin Walsers Mordphantasien (Siehe „Tod eines Kritikers“) und sein Keulen-Vortrag 1998 in der Frankfurter Paulskirche in jenem Spuklicht, das durch die Wirtschaftswunderruinen geisterte und von Celan in Conrad’scher The-Horror-Manier wahrgenommen wird.

„Inneres Einverständnis“ und innere Emigration

Adorno erklärt die Virulenz des Faschismus mit einer paradoxen Reaktion. Deklassierte und von Deklassierung bedrohte Schichten mit einem bürgerlichen Selbstverständnis verweigern die Ablehnung jener kapitalistischen Kräfte, die sie bedrohen. Stattdessen suchen sie da ihre Feinde, wo ein Widerstand gegen den Kapitalismus Gestalt annimmt.

Im Restaurationsklima der Adenauerära erstrebt Aichinger vor allem Abstand. Gleichzeitig wirken Aichinger und Eich als Galionsfiguren der verfeinerten Trümmerliteratur, die in der rheinisch-katholischen Heinrich-Böll-Ästhetik ihre Ikonografie findet.

Eichs „Inventur“ das Kahlschlag-Gedicht/Lyrik um den Preis der Poesie

Dies ist meine Mütze,
dies ist mein Mantel,
hier mein Rasierzeug
im Beutel aus Leinen.

Konservenbüchse:
Mein Teller, mein Becher,
ich hab in das Weißblech
den Namen geritzt.

Geritzt hier mit diesem
kostbaren Nagel,
den vor begehrlichen
Augen ich berge.

Im Brotbeutel sind
ein Paar wollene Socken
und einiges, was ich
niemand verrate,

so dient es als Kissen
nachts meinem Kopf.
Die Pappe hier liegt
zwischen mir und der Erde.

Die Bleistiftmine
lieb ich am meisten:
Tags schreibt sie mir Verse,
die nachts ich erdacht.

Dies ist mein Notizbuch,
dies meine Zeltbahn,
dies ist mein Handtuch,
dies ist mein Zwirn.

Aus der Ankündigung

Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger haben sich im Wien der Nachkriegszeit kennengelernt. Zwei Frauen im männlich dominierten Literaturbetrieb, von unterschiedlicher Herkunft, mit grundlegend verschiedenen Erfahrungen in der NS-Zeit und mit gegensätzlichen Lebensentwürfen werden die bedeutendsten österreichischen Autorinnen nach 1945. Trotz der unvermeidlichen literarischen Konkurrenzsituation versuchen sie, ihre Freundschaft aufrechtzuerhalten.

Ihre Korrespondenz aus den Jahren 1949 bis 1962, in die auch Günter Eich als Ehemann Aichingers einbezogen ist, dokumentiert diesen prekären Versuch in rund 100 Briefen – 30 von Bachmann, 74 von Aichinger und Eich. Der auffallend familiäre Ton wird von Aichinger vorgegeben. Für sie, die nahe Verwandte durch die Shoah verlor und in Wien der Verfolgung ausgesetzt war, blieb die Familie das größte zu schützende Gut, in der Bachmann als »dritter Zwilling« und als »kleine Schwester« Günter Eichs ihren Platz erhält.

Dass diese Freundschaft trotz aller Bemühungen scheiterte, gehört zur Tragik, die sich in diesem Briefwechsel verbirgt und nur selten hervorbricht, in einem »Suchen, grundlos, krankhaft, nach dem Grund des Ausbleibens jeder Nachricht […] mit dem Wunsch um ein Wort«.

Zu den Autor:innen

Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 als erstes von drei Kindern des Volksschullehrers Matthias Bachmann (1895-1973) und seiner Frau Olga (geb. Haas, 1901-1998) in Klagenfurt (Österreich) geboren. Ihre Mutter stammt aus dem an ›Böhmen‹ und Ungarn grenzenden Niederösterreich, ihr Vater aus Obervellach bei Hermagor im Kärntner Gailtal, wo die Familie in Ingeborg Bachmanns Kindheit oft Ferien verbrachte. Dieser Kärntner Grenzraum im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien repräsentiert für die Autorin später »ein Stück wenig realisiertes Österreich (...), eine Welt, in der viele Sprachen gesprochen werden und viele Grenzen verlaufen» (WIV, 302), und damit die Utopie eines gewaltfreien Miteinanders der Völker, die bereits der ebenfalls in Klagenfurt geborene Autor Robert Musil (1880-1942), Bachmanns wohl wichtigster Bezugspunkt in der literarischen Moderne Österreichs, mythisierend auf das Kaiserreich Österreich-Ungarn als Vielvölkerstaat projiziert hatte. Noch in dem Roman Malina steht dieses »Haus Österreich« als literarische Utopie für eine »geistige Formation«, die kritisch gegen die Verkrustungen der österreichischen Nachkriegsgesellschaft und gegen die Verdrängung des österreichischen Anteils an der Katastrophe des Nationalsozialismus gewendet wird, um zugleich gegen die wachsende kulturelle Dominanz Westdeutschlands einen spezifisch österreichischen »Erfahrungsfundus, Empfindungsfundus» zu behaupten.

Rückblickend nach dem Erscheinen des Romans Malina (1971) hat die Autorin den »Einmarsch von Hitlers Truppen in Klagenfurt« (im Rahmen des ›Anschlusses‹ Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938) symbolisch zum biographischen Ausgangspunkt ihres Schreibens erklärt und als »einen zu frühen Schmerz« bezeichnet, mit dem ihre »Erinnerung« anfange. Mit dieser Pointierung unterstreicht sie die moralische Verpflichtung und zeitkritische Ausrichtung ihres literarischen Werks als ein »Schreiben gegen den Krieg« (Höller 2004), das seine »Problemkonstanten« in der Auseinandersetzung mit den Verflechtungen von ›kleiner‹ und »großer GESCHICHTE« (TKA 1, 53), Individual- und Zeitgeschichte im Zeichen gesellschaftlicher Gewalt findet.
Bachmann beginnt schon als Schülerin in Klagenfurt zu schreiben, bis ihr nach ihrem ersten, in Innsbruck und Graz verbrachten Studienjahr (1945/46) mit der Erzählung Die Fähre schließlich die erste Veröffentlichung gelingt. Im September 1946 vollzieht sie den eigentlichen Aufbruch aus der Provinz, indem sie ihr Studium der Philosophie (mit den Nebenfächern Germanistik und Psychologie) in Wien fortsetzt, wo sie zugleich den Kontakt zur Wiener Literaturszene sucht. Aufgrund der offiziellen Anerkennung Österreichs durch die Alliierten als das ›erste Opfer Hitler-Deutschlands‹ konnte das literarische Leben in Wien nach 1945 unmittelbarer als in Deutschland an die Vorkriegszeit anknüpfen, und so haben Repräsentanten der älteren Autorengeneration wie Heimito von Doderer (1896-1966) und jüdische Remigranten wie Hermann Hakel (1911-1987) und Hans Weigel (1908-1991) an Bachmanns literarischem Debüt in den Publikationsorganen der Wiener Nachkriegsliteratur wesentlichen Anteil. Das Jahr 1949 markiert mit Bachmanns Dissertation über Die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers nicht nur den Abschluss des Studiums, sondern auch die Professionalisierung ihrer schriftstellerischen Arbeit durch die Veröffentlichung erster Gedichte in der Zeitschrift Lynkeus und einer Reihe von Erzählungen in der Wiener Tageszeitung. Zugleich arbeitet die Autorin an einem ersten, unveröffentlichten und verschollenen Roman (Stadt ohne Namen), dessen überlieferte Fragmente (TKA 1‚ 3-25) in ähnlicher Weise wie die Gedichte und Erzählungen dieser frühen Wiener Jahre durch die zeittypische, existentiale Metaphorisierung zeitgeschichtlicher Generationserfahrung und durch kafkaeske Parabolik gekennzeichnet sind. Nach ihrer Promotion findet Bachmann im Herbst 1951 eine Stelle im Script-Department des amerikanischen Senders Rot-Weiß-Rot, die zum Ausgangspunkt ihrer Rundfunkarbeit wird, aus der in den 1950er Jahren Rundfunkbearbeitungen zeitgenössischer angloamerikanischer und französischer Dramen, Rundfunkessays (u. a. zu Musil, Wittgenstein und Proust) und Hörspiele (Ein Geschäft mit Träumen, 1952; Die Zikaden, 1955; Der gute Gott von Manhattan, 1958) hervorgehen.
Aus der Perspektive der Wiener Schule, der neopositivistischen Wissenschaftstheorie ihres Doktorvaters Viktor Kraft (1880-1975) und der Sprachkritik Ludwig Wittgensteins (1889-1951) hatte die Kritik am »deutschen Irrationaldenken«, das Bachmann in Heidegger (auch wegen seiner Verstrickung in den Nationalsozialismus) verkörpert sah (GuI, 137), am Schluss ihrer Dissertation zu der Überzeugung geführt, dass nur Literatur und Kunst in der Lage seien, den existentialen Grunderlebnissen des »modernen Menschen« und insbesondere seinen Erfahrungen »mit der ›Angst‹ und dem ›Nichts‹« Ausdruck zu verleihen (Diss., 130). Die Bekanntschaft mit den frühen psychotherapeutischen Forschungen Viktor E. Frankls (1905-1997) zu den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten, vor allem aber die Begegnung (1948) und Freundschaft mit dem deutsch-jüdischen Dichter Paul Celan (1920-1970) aus der Bukowina, dessen Familie zu den Opfern des Holocaust gehörte, bewirkt in der Weiterentwicklung dieses existentialistischen Ausgangspunkts eine »tiefgreifende Verwandlung ihres Denkens und Schreibens« (Höller 1999, S.59) im Sinne jenes kritischen Ethos, das sie in ihrer Rede zur Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden (1959) in die Formel »Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar« (W IV, 275) fasst. So sind z. B. die Gedichte ihres ersten Lyrikbandes Die gestundete Zeit für die sie 1953 den renommierten Preis der Gruppe 47 erhält, von expliziter Zeitkritik durchzogen und appellieren angesichts von Kaltem Krieg und gesellschaftlicher Restauration an das kritische Gewissen der Zeitgenossen. Auch wenn der zweite Gedichtband Anrufung des Großen Bären (1956) das Pathos dieser Zeitkritik wieder einschränkt und auch traditionellere lyrische Formen wiederentdeckt, war Bachmanns Synthese von Zeitkritik, literarischer Moderne und lyrischer Tradition doch die Grundlage ihres raschen Aufstiegs zur wichtigsten deutschsprachigen Dichterin der Nachkriegszeit. Ermutigt durch ihren Erfolg in Deutschland, bricht Bachmann im Sommer 1953 auf Einladung des gleichaltrigen deutschen Komponisten Hans Werner Henze (* 1926) aus Wien nach Italien auf, um dort eine Existenz als freie Schriftstellerin zu begründen. Die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Henze, der sie in ganz neuer Qualität in die Welt der europäischen Musik und insbesondere der Oper einführt, schlägt sich u.a. in den Opernlibretti Der Prinz von Homburg (1958) und Der junge Lord (1965) sowie in theoretischen Überlegungen zum Verhältnis von Musik und Dichtung (W IV, nieder, wirkt jedoch bis in die späten Gedichte der 1960er Jahre und den Roman Malina hinein auch auf ihr literarisches Schreiben zurück. In den zehn Jahren nach dem Aufbruch aus Wien, in denen Bachmann in Rom (1953-57), München und Neapel (1957/58) sowie (zusammen mit Max Frisch) abwechselnd in Zürich und Rom wohnt (1958-63), entstehen neben Gedichten, Hörspielen und Essays auch die Frankfurter Vorlesungen, mit denen die Autorin im Wintersemester 1959/60 die gleichnamige Reihe der Poetik-Vorlesungen zu »Problemen zeitgenössischer Dichtung« eröffnet, indem sie ihre poetologischen Überlegungen erstmals systematisch zusammenfasst und im Prozess der Moderne literarhistorisch verortet. Mit Hilfe des an Musil entwickelten Begriffs der »Literatur als Utopie« und im Glauben an ihre »verändernde Wirkung« verpflichtet die Autorin die Literatur nach dem Nationalsozialismus auf die kritische Dekonstruktion der »schlechten Sprache« der öffentlichen Diskurse (W IV, 270 f.).

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Ilse Aichinger wurde am 1. November 1921 in Wien geboren und verstarb am 11. November 2016 ebenda.
Dienstverpflichtung im Zweiten Weltkrieg. Ab 1945 Medizinstudium für fünf Semester. 1949/50 Lektorin beim Verlag S. Fischer in Wien. Ab 1951 Mitglied der ›Gruppe 47‹. 1953 Heirat mit Günter Eich. Ab 1956 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. 1963 Übersiedlung nach Großgmain bei Salzburg. 1984 Übersiedlung nach Frankfurt am Main. Ab 1988 ständiger Wohnsitz in Wien.

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Günter Eich wurde am 1.Februar 1907 in Lebus an der Oder geboren. In den ersten Kinderjahren wechselte die Familie häufig den Wohnort. 1922 Übersiedelung nach Leipzig, dort Besuch des Nikolai-Gymnasiums. Nach seinem Abitur begann er ein Studium der Sinologie in Berlin. Ab 1927 veröffentlichte Eich – teils unter Pseudonym - erste Gedichte und Texte. 1932 brach er sein Studium ab und fing eine Laufbahn als freier Schriftsteller bei der Zeitung eines Freundes an. 1933 begann er, Hörspiele (auch mehrteilig) für verschiedene deutsche Rundfunkanstalten zu schreiben.1939 wurde er zur Luftwaffe als Kraftfahrer und Funker einberufen. Bei einem Luftangriff 1943 auf Berlin gingen fast alle seine Manuskripte verloren. Nach dem Krieg veröffentlichte er weiter Gedichte, Prosa, Drehbücher, vor allem aber Hörspiele. 1947 wurde er Mitglied der Gruppe 47, deren ersten Preis er 1950 bekam. 1953 Heirat mit Ilse Aichinger. Es erschien die erste Sammlung von Hörspielen bei Suhrkamp. Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden. In den sechziger Jahren unternahm Eich als inzwischen renommierter und vielfach ausgezeichneter Verfasser von Hörspielen etliche Lesereisen mit anschließenden Aufenthalten unter anderem im Nahen Osten, Asien und Teile Nordamerikas. 1963 übersiedelte er nach Salzburg. 1968 erhielt er den Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg. 1967 nahm er an der letzten Tagung der Gruppe 47 teil. Am 20. Dezember 1972 starb Eich nach langjähriger Krankheit in Salzburg.