Ein Deutscher, der es in Amerika geschafft hat.
Das Klischee thront im Zentrum der New-York-kompatiblen-Jake-Friedman-Legende. Gerade wurde der German Money Bull & Wall Street Fighter für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Joschka Fischer avisierte Friedman die Auszeichnung unter vier Augen. Im Roman firmiert Fischer lediglich als deutscher Außenminister in den Zeiten von Kanzler Schröder. Sie erinnern sich. Unser Verhältnis zu Washington war getrübt. Schröder hatte keinen Bock, sich von Bush jr. vorführen zu lassen. Wir sind nicht mitmarschiert in den Irak. Das hob Schröder auf den Denkmalsockel eines Friedensfürsten. Er verzockte dann seine Credibility als Freund eines Lupenreinen.
J.R. Bechtle, „Der Schatten von Tulum“, Roman, Frankfurter Verlagsanstalt, 24,-
Friedman sieht Gesprächen mit Geschäftspartner:innen in Mexiko City entgegen. In ihm arbeitet die Mischmaschine unguter Empfindungen. Er bedenkt und fürchtet (von den mexikanischen Mogulen kleingeredete und weggelächelte) Risiken, die sich aus staatlicher Instabilität ergeben. Die in einer flüchtigen Betrachtung immateriell erscheinenden Schäden der Zapatista-Guerrillaaktionen (sie schmälern Investor:innenerwartungen mit Behauptungen, die ihre Potenz übersteigen) deutet Friedman als kaum gewürdigte Meilensteine viraler Kriegsführung.
Mir gefällt die Analyse eines alten Hasen:
„Ohne das Internet hätte man die Zapatistas ... nie über San Cristóbal hinaus wahrgenommen. Die erste Internet-Revolution, die Technologie der von ihnen verteufelten Globalisierung, wird von ihnen ausgenutzt, um sich gegen die Globalisierung zu stemmen.“
Friedman spekuliert über die politische Integrität des Subcomandante Marcos als einer Fäden ziehenden Spielfigur. Die Verknüpfung von mittelamerikanisch-ruralem Befreiungskampf mit weltweit-urbanem Aktivismus im Rahmen der Neuen Sozialen Bewegungen erscheint Friedman als Smart-Force-Klimax. Die inkriminierende Suggestion von Belastungen, die eine global sowohl mediale als auch physische außerparlamentarische Opposition aufzubauen vermag, reicht, um potentielle Anleger:innen ausweichen zu lassen. Die Krux dabei: Friedman hat nur noch den Mexikomarkt in seinem Portfolio.
Ihm droht das Aus der Dinosaurier:innen. Erwartet ihn in Mexico City sein persönliches Yucatán?